Mit dem Fahrrad zum Nordkap zu radeln, ist eine echte Challenge, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Heute möchte ich euch zwei waschechte Abenteurer vorstellen, die die Herausforderung angetreten sind und nebenbei noch eine richtige coole Reisedoku für euch erstellt haben.
1. Stellt euch kurz vor: Wie heißt ihr? Welchen Beruf habt ihr gelernt? Wie alt seid ihr?
Hey, wir sind Franzi, 32 Jahre und Fabi 31 Jahre. Franzi hat Sozialpädagogik studiert und zuletzt bis 2021 beim Jugendamt gearbeitet. Fabian ist Disponent im Güterkraftverkehr.
2. Wie seid ihr dazu gekommen, mit dem Rad auf Reise zu gehen?
Wir kamen beide wirklich sehr spät zum Radreisen. Genauer gesagt, hatten wir mit dem Thema bis in unsere späten 20er nichts zu tun. Bevor wir im April 2021 zu einer einjährigen Radreise aufbrachen, hatten wir noch nie zuvor eine Radreise unternommen.
Wir sind Fahrrad gefahren, um von A nach B zu kommen, das wars dann aber auch. Die Idee zu der Reise per Rad kam zufällig, durch eine Doku auf Netflix „Pedal the world“, die Franzi nicht mehr losgelassen hat. Wir waren gerade in einer Phase, wo wir überlegt haben ein Haus zu kaufen.
Den nächsten Schritt sozusagen zu gehen. Schnell haben wir jedoch gemerkt, dass wir dies nur in Betracht gezogen haben, weil es gesellschaftlich so vorgegeben ist. Wir wollten keinen hohen Kredit aufnehmen, den wir dann unser Leben lang nur mit zwei Vollzeitjobs abbezahlen können. Wir wollten noch Mal was ganz anderes, was Verrücktes machen. So kam die die Idee einer langen Reise, einer Weltreise.
Zu dem Zeitpunkt waren wir beide Recht überarbeitet und Unzufriedenheit mit unserem Alltag, der nicht viel Aktivitäten in der Natur enthielt, sondern eher viel Netflix, Chill und ungesundes Essen. Wir waren beide sehr übergewichtet, die absolute Herausforderung einer Radreise wollten wir als Chance nutzen daran etwas zu ändern.
3. Wie lange seid ihr schon auf Reise?
Im April 2021 sind wir zunächst für 13 Monate unterwegs gewesen. Wir sind von Deutschland aus bis nach Gibraltar gefahren, über Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien und Portugal.
Danach waren wir ca 1 Jahr in Deutshland, bis wir im April 2023 erneut aufbrachen, diesmal mit dem Ziel Nordkap.
4. Was hat euch bewegt, mit dem Fahrrad zum Nordkap zu radeln?
Fast wäre es eine andere Richtung geworden, nämlich nach Osten über den Balkan in die Türkei und vielleicht noch weiter. Nach Westen waren wir ja schon gefahren und wir wollten erneut von Deutschland aus los fahren.
Wir wollten unbedingt im die Türkei. Aber dann haben wir von den weißen Nächten gelesen und sind den Gedanken nicht mehr los geworden, wie es wäre, dort Fahrrad zu fahren, wo die Sonne drei Monate nicht mehr untergeht.
5. Was war eure größte Herausforderung auf dem Weg zum Nordkap?
Definitiv die Kombi aus unglaublich vielen fiesen, miesen, beißenden und stechenden Insekten und der Anstrengung der täglichen Höhenmeter bis zum Nordkap.
6. Was war der schönste Moment bei eurer Reise mit dem Fahrrad zum Nordkap?
Oh, da gab es so viele. Rentiere, so viele Rentiere die genau vor uns den Weg kreuzten. Unglaubliche Aussichten, so wunderschön und surreal, dass man sich manchmal dachte, das gibt’s doch einfach nicht.
Türkises Wasser vor schneebedeckten Bergen, wilde Lupinen in lila und pink, unglaubliche Farbenspiele der Natur, und auch am Himmel. Wir hatten viele Hochs und Tiefs während des Weges ans Nordkap, es war eine unglaubliche Emotionsachterbahn.
Im Video von unserer Radreise mit dem Fahrrad zum Nordkap, bekommt ihr einen guten Einblick:
Wir waren uns nicht sicher, ob wir es rechtzeitig schaffen würden, denn im September kann dort oben schon Schnee liegen und somit gibt es nur ein kleines Zeitfenster, um anzukommen.
7. Welche Route habt ihr für eure Reise mit dem Fahrrad zum Nordkap gewählt und warum?
In Norwegen sind wir aus Schweden auf Höhe Trondheim eingefahren. Von da sind wir dem Eurovelo 1 gefolgt. Immer an der zerklüfteten Küste entlang. Das ist wohl der klassischste Weg, um zum Nordkap zu gelangen.
Er führt auch über die berühmte und beliebte Inselgruppe der Lofoten. Alle Fähren auf dem Weg sind übrigens für Radfahrer komplett kostenlos. Wohnmobile zahlen teilweise 150€ pro Fahrt, und davon gibt es einige.
8. Was waren die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände bei eurer Nordkapreise und warum?
Wetterfeste Kleidung und genug Wechselsachen sollte man unbedingt dabei haben. Auch wenn man sich im Sommer aufmacht, sollte man sich Gewahr sein, dass es Temperaturschwankungen geben kann.
Das Wetter ändert sich in Norwegen binnen weniger Augenblicke. Aus Sonne, wird Platzregen und plötzlich ein Gewitter. Aus einer Briese werden schnell Windböen von 100 kmh.
Das und mehr haben wir alles dort erlebt, plus Temperaturen von 30 Grad bis 8 Grad. Das sollte man unbedingt bedenken und nicht den Fehler machen zu wenig einzupacken oder nur Sommerkleidung mitzunehmen.
Ach ja, und eigentlich würden wir gerne sagen Mückenspray, aber wir hatten zum Schluss ein Sammelsurium an bestimmt 6 verschiedenen Produkten, ob in Deutschland gekauft oder vor Ort, nichts hat wirklich geholfen..Also sollte man auch mental gut aufgestellt sein um die Insektenangriffe zu ertragen.
9. Auf welche Ausrüstungsgegenstände würdet ihr heute bei einer Reise mit dem Fahrrad zum Nordkap verzichten?
Wir haben sicher einiges dabei, was man nicht unbedingt braucht. Z.b ein Siedler von Catan Spiel 😄, oder auch zwei Campingstühle, allerdings haben wir gerne etwas mehr Komfort und nehmen in Kauf, dass wir dadurch mehr Gepäck haben, schwerer sind und dadurch natürlich auch langsamer.
10. Wie finanziert ihr eure Reise?
Wir haben vor unserer ersten Reise über ein Jahr gespart und wirklich jeden Cent an die Seite gelegt. Wir finanzieren unsere Reisen also selber durch Ersparnisse, mittlerweile aber auch durch Einnahmen unser Reisedokumentationen, die auf YouTube zu sehen sind.
11. Was würdet ihr heute anders machen, wenn ihr nochmal zum Nordkap aufbrechen würdet?
Mückensichere Kleidung kaufen, definitiv. Aber ansonsten, wenig wahrscheinlich. Sich vielleicht doch noch etwas mehr Zeit nehmen, wir waren doch recht spät und kamen erst Ende August am Nordkap an. Die beste Zeit ist im Juli.
12. Wie sehen eure weiteren Reisepläne aus?
Vor wenigen Tagen sind wir in Neuseeland gelandet. Mit den Fahrrädern natürlich. Wir dachten uns, nach 17 Ländern und 17.000km in Europa wird es jetzt Zeit für ein Überseeabenteuer. Ein neuer Kontinent, neue Herausforderungen und das beste- hier ist jetzt Sommer, während in Europa Winter ist.
13. Wo kann man euch und eure Reise verfolgen?
Auf YouTube: www.youtube.com/QuitandGo
Vielen Dank für das coole Interview und viel Spaß auf euren weiteren Abenteuern!
Florian Bassfeld